Schütteln ist gefährlich
Ein ständig schreiendes Baby kann die Nerven der Eltern stark strapazieren. Gerade in den ersten Monaten nach der Geburt kann diese Schreiphase Mütter und Väter an den Rand der Verzweiflung bringen. Und dazu führen, dass sie die Kontrolle verlieren – und ihr Kind heftig schütteln. Durch das Schütteln kann es zu schweren Verletzungen im Gehirn kommen. Mehr als die Hälfte aller Babys, die ein diagnostiziertes Schütteltrauma überleben, erleidet bleibende Schäden. Dazu gehören Krampfanfälle, Seh- und Sprachstörungen, Lern- und Entwicklungsverzögerungen oder schwerste körperliche und geistige Beeinträchtigungen. Zwischen 10 und 30 Prozent der Babys sterben sogar an den Folgen eines Schütteltraumas.
Handeln im akuten Notfall:
Ihr Kind hört nicht mehr auf zu schreien und Sie wissen nicht mehr weiter? Sie merken, dass Sie die Beherrschung verlieren? Gehen Sie wie folgt vor:
1. Legen Sie Ihr Baby an einen sicheren Ort, z. B. ins Gitterbett oder auf den Boden.
2. Verlassen Sie kurz den Raum.
3. Atmen Sie durch.
4. Schauen Sie alle paar Minuten nach Ihrem Kind.
5. Holen Sie sich möglichst Unterstützung (z. B. bei Verwandten, Freundinnen, Freunden, der Hebamme).
6. Wenn nötig, kontaktieren Sie eine Schreiambulanz.
Diese und weitere hilfreiche Tipps finden Sie auf der Website www.elternsein.info, ebenso wie Anlaufstellen für anonyme und kostenlose Beratung und eine Suchmaschine für Schreiambulanzen in Ihrer Nähe. Der Flyer „Ihre Nerven liegen blank?“ des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen mit allen Tipps und Informationen zum Schütteltrauma bei Babys ist in sechs Sprachen erhältlich. Über diese Links können Sie den Flyer in Ihrer Sprache herunterladen:
Flyer Schütteltrauma Deutsch
Flyer Schütteltrauma Englisch
Flyer Schütteltrauma Französisch
Flyer Schütteltrauma Russisch
Flyer Schütteltrauma Türkisch
Flyer Schütteltrauma Arabisch
Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ erreichen Sie unter: 0800 111 0 550 Sollten Sie die Beherrschung verloren haben: Bringen Sie Ihr Kind sofort zur nächsten Klinik!
Infektionskrankheiten
Ein wichtiges Thema – nicht nur – in der Schwangerschaft: Wie Sie sich vor Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten schützen können, erklärt infektionsschutz.de, ein Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Unter dem Motto Wissen, was schützt steht aktuell die Corona-Pandemie im Mittelpunkt: Zehn Hygienetipps vermitteln anschaulich, worauf man achten muss, um sich vor einer Infektion zu schützen: vom gründlichen Händewaschen über richtiges Husten und Niesen bis zu Hinweisen für den hygienischen Umgang mit Wäsche oder Lebensmitteln. Die Hygienetipps stehen in vielen Sprachen als Plakat zur Verfügung und können in der Mediathek unter der Rubrik „Infografiken“ heruntergeladen werden.
Die Tipps zu beachten schützt nicht nur vor Corona-Viren, sondern auch vor der Infektion mit anderen Erregern wie zum Beispiel Bakterien oder Pilzen. Auch darüber informiert infektionsschutz.de: In 27 sogenannten „Erregersteckbriefen“ – zum Beispiel zu Röteln, EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli), Salmonellen, Borreliose, Grippe oder Scharlach – werden die Übertragungswege, Krankheitszeichen und mögliche Komplikationen allgemeinverständlich beschrieben. Wer darüber Bescheid weiß, kann sich und seine Mitmenschen besser vor Ansteckung schützen. Auch die Erregersteckbriefe gibt es in mehreren Sprachen.
Wer noch mehr wissen will: In der Mediathek stehen vielfältige Printmaterialien, Filme und weitere Infografiken zur Verfügung.
Der wirksamste Schutz vor einigen Infektionskrankheiten ist die Impfung. Ausführliche Informationen dazu – auch zur Corona-Schutzimpfung – bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über ihr Portal impfen-info.de. In den Impfempfehlungen für die verschiedenen Altersgruppen kann man nachlesen, in welchen Situationen man sich impfen lassen sollte, welchen Impfstoff es gibt und welche Nebenwirkungen dieser haben kann.
Wissen, das schützt: infektionsschutz.de .
Drogen in der Schwangerschaft
Der Konsum von Alkohol, Tabak und anderen Drogen in der Schwangerschaft gefährdet die Gesundheit des ungeborenen Kindes. Eine Fehlgeburt oder lebenslange Beeinträchtigungen können die Folge sein. Denn die Plazenta stellt für die meisten dieser Stoffe keine Barriere dar und sie können den Fötus nachhaltig schädigen. Das Kind wird zudem selbst abhängig und macht alle Entzugserscheinungen durch – spätestens nach der Geburt, wenn es vom mütterlichen Konsum abgekoppelt ist.
Welche Gefahren für Ihr Kind bei der Einnahme solcher unterschiedlichen Substanzen bestehen und wo Sie Unterstützung beim Konsumverzicht finden, lesen Sie auf dieser Seite.
Alkohol - Der Fötus trinkt mit
Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Weil der Alkohol schon kurz nach dem mütterlichen Konsum über die Nabelschnur in die kindliche Blutbahn gelangt, hat das Ungeborene schnell den gleichen Alkoholspiegel wie die Mutter. Sein Organismus kann ihn aber schlechter und daher auch sehr viel langsamer abbauen, weil die Organe noch nicht voll entwickelt sind.
Die Folgen mütterlichen Alkoholkonsums in der Schwangerschaft sind drastisch und nicht umkehrbar: Die Schädigungen der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit FASD (Fetale Alkoholspektrumstörung) finden sich in allen Bereichen: körperlich (zum Beispiel Herzfehler, Genitalfehlbildungen), geistig (zum Beispiel Intelligenzminderung, Gedächtnisstörungen) und psychisch (zum Beispiel Konzentrations- und Lernschwierigkeiten, Störungen der Impulskontrolle und sozial unangepasstes Verhalten).
Sie benötigen zur Bewältigung des Alltags ständige Begleitung und Unterstützung und können im Erwachsenenalter ohne Betreuung oft kein normales Leben führen und keinen Beruf ausüben.
Die Reihe von Schädigungen, die ausschließlich durch mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen, werden als FASD bezeichnet. Das steht für „Fetal Alcohol Spectrum Disorder“, zu Deutsch: Fetale Alkoholspektrumstörung. Man schätzt, dass in Deutschland jährlich etwa 10.000 Kinder mit FASD geboren werden. FASD ist nicht leicht zu diagnostizieren und kann auch mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verwechselt werden. Daher ist die Dunkelziffer der Menschen mit FASD recht hoch und viele finden keine adäquate Hilfe. Informationen zu FASD und zu Unterstützungsangeboten für Menschen mit FASD und ihre Familien bietet die Internetseite des FASD Deutschland e.V. oder auch das FASD Netzwerk Nordbayern e. V.
Das Fatale: Je nach Zeitpunkt in der Entwicklung des Fötus können schon kleine Mengen Alkohol solche irreversiblen Folgen haben. Da sich jeder Fötus individuell entwickelt, gibt es keine Schwangerschaftsphase, in der Alkoholkonsum definitiv ohne Folgen für das Ungeborene bleibt. Weitere Informationen bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über die Website familienplanung.de sowie unter: https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholverzicht/alkohol-in-der-schwangerschaft/.
Alkohol ist in unserer Gesellschaft stets verfügbar und gehört in mancherorts als Gläschen Wein oder Bier schon seit Jahrhunderten ganz selbstverständlich zum Essen. Wer nicht mittrinken will, muss sich erklären. Das ist vielen Schwangeren unangenehm. Unterstützung beim Alkoholverzicht bietet ihnen das IRIS-Programm. Mehr zu diesem in der Kachel „Wenn aufhören schwerfällt - wer kann helfen?“.
Wanderausstellung ZERO
Unter dem Motto „Wenn schwanger, dann Zero“ hat das FASD-Netzwerk Nordbayern e. V. eine Wanderausstellung konzipieren lassen, mit der erlebnisorientiert über Schwangerschaft, Alkohol und FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorders) informiert wird. FASD bezeichnet eine Reihe von Schädigungen, die ausschließlich durch mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen.
In einem begehbaren Kuppelzelt wird an zwei interaktiven Touchscreen-Stationen zum einen über Schwangerschaft, Alkohol und Gesundheit, zum anderen zur Entwicklung des Kindes bis zur Geburt informiert. Eine dritte Touchscreen-Station gibt Einblicke in das Leben mit FASD. Hier berichten Betroffene aus ihrem Alltag. Man erfährt welche vielfältigen Probleme und Hindernisse das Leben mit FASD für die Betroffenen und ihre Familien zur Folge hat.
Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch an Multiplikatoren-Gruppen wie Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie medizinische Fachkräfte und solche aus sozialen Bereichen. Sie kann bundesweit ausgeliehen werden.
Ergänzend zu den Ausstellungsmodulen können auch Referentinnen und Referenten für unterschiedliche Zielgruppen gebucht werden.
Hier finden Sie den Flyer zur Ausstellung und hier Informationen zu den nächsten Terminen.
Tabak - Der passivrauchende Fötus
Der Rauch einer Zigarette besteht aus ca. 4.800 Stoffen. Mindestens 250 davon sind giftig und sollen krebserregend sein. Bei 90 Stoffen ist das nachgewiesen. Vielen solcher Stoffe begegnen wir in unserem Alltag an anderer Stelle, z. B. als Reinigungsmittel oder Insektenvernichter. Sie sind mit deutlichen Warnhinweisen versehen und sollen von Kindern ferngehalten werden. Eine eindrucksvolle Bildergalerie finden Sie unter https://www.rauch-frei.info/wissen/gefahren-und-risiken/was-ist-drin/.
Der Fötus im Mutterleib bekommt die Schadstoffe des Tabakrauchs aber direkt ab, wenn die Mutter raucht oder Passivrauch ausgesetzt ist. Sie gelangen über die Nabelschnur in die Plazenta, die den Fötus ernährt. Herausfiltern kann diese die Stoffe nicht und so gelangen sie in den Blutkreislauf des Ungeborenen. Kohlenmonoxid zum Beispiel vermindert die Sauerstoffversorgung des Kindes. Krebserregende Stoffe können das Erbgut schädigen. Insgesamt reagiert der Organismus des Ungeborenen auf diese Chemikalien empfindlicher als der eines Erwachsenen, denn seine Organe und sein Abwehrsystem sind noch nicht voll entwickelt.
Auch die Plazenta selbst wird als Folge des Rauchens schlechter durchblutet und das Kind so nur mangelhaft mit Nährstoffen versorgt. Daher sind die Babys von Raucherinnen oft kleiner. Zudem kann es zu Entwicklungsverzögerungen, zu geringem Geburtsgewicht sowie zur Gefahr von Früh-, Fehl- oder Totgeburten kommen. Auch der plötzliche Kindstod kommt häufiger vor als bei Kindern von Nichtraucherinnen und die Überlebenden haben oft mit verzögerter geistiger Entwicklung, Lernproblemen, Hyperaktivität und unterschiedlichen chronischen Krankheiten zum Beispiel der Lunge zu kämpfen. Weitere Infos gibt es hierzu unter familienplanung.de, spezielle Informationen zu E-Zigaretten und Shishas sind hier abrufbar.
Aber all das ist kein unabwendbares Schicksal. Im Idealfall sollte eine Frau, die schwanger werden will, schon einige Zeit vorher mit dem Rauchen aufhören. Denn das Rauchen kann es auch erschweren, überhaupt schwanger zu werden. Doch auch ein Rauchstopp, sobald eine ungeplante Schwangerschaft festgestellt wird, hilft dem Kind, sich gut zu entwickeln. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Schwangere auch keinem Passivrauch ausgesetzt ist, zum Beispiel in der Wohnung. Der Verzicht auf die Zigaretten oder die Shisha fällt oft schwer. Dafür gibt es jedoch kostenfreie Unterstützungsangebote wie zum Beispiel https://www.rauch-frei.info/ und ganz speziell für Schwangere das IRIS-Programm. Mehr dazu in der Kachel „Wenn aufhören schwerfällt – wer kann helfen?“.
Andere Drogen - Was macht was?
Die am meisten konsumierte illegale Droge ist Cannabis (Marihuana). Regelmäßiger Konsum in der Schwangerschaft kann beim Kind zu Entwicklungs- und Lernproblemen führen. Cannabis ist auch dafür bekannt, Psychosen auszulösen. Wird es geraucht, kommen die gleichen Risiken wie beim Rauchen allgemein hinzu: Frühwehen, niedriges Geburtsgewicht und andere Komplikationen. Plötzlicher Kindstod kommt bei Kindern von Raucherinnen deutlich häufiger vor als bei Kindern von Nichtraucherinnen.
Amphetamine wie zum Beispiel Speed und Crystal Meth behindern das Föten-Wachstum und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Fehl-, Früh- oder Todgeburt. Diese Drogen führen zu einer verminderten Sauerstoff- und Nahrungszufuhr bei der Mutter, wodurch die Plazenta und damit auch der Fötus unterversorgt werden. Es kann zu einer verfrühten Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterwand und so zu - für Mutter und Kind lebensbedrohlichen - Blutungen kommen.
Babys von Amphetaminkonsumentinnen können unterentwickelt sein, insbesondere kann es zu Auffälligkeiten in der Entwicklung des Gehirns kommen, mit entsprechenden lebenslangen Folgen.
Ein Entzug, gerade in der Schwangerschaft, sollte unbedingt mit ärztlicher Begleitung erfolgen!
Ecstasy kann Wachstumsstörungen und Fehlbildungen beim Fötus hervorrufen sowie Auswirkungen auf die motorische Entwicklung des Babys haben, wodurch die Koordinationsund Bewegungsfähigkeit des Kindes gestört sein können.
Werden Kokain oder Crackkokain in der frühen Schwangerschaft konsumiert, kann dies eine Fehlgeburt verursachen. In späteren Phasen der Schwangerschaft kann der Konsum zur Frühgeburt bei vorzeitiger Plazentaablösung führen, wodurch es zu (für Mutter und Kind) lebensbedrohlichen Blutungen kommt.
Unterentwicklung der Babys und spätere Störungen bei Lern- und Verhaltensentwicklung sind weitere mögliche Folgen. Die Einnahme von Heroin wie auch die von starken Schmerzmitteln (zum Beispiel Morphine) während der Schwangerschaft wirkt sich auf die Entwicklung des Babys in vielerlei Hinsicht negativ aus. Sie bewirken zudem eine schnelle Abhängigkeit, die oft nicht gleich bemerkt wird.
Beim Ungeborenen kann Heroinkonsum durch die Mutter zu Wachstumshemmung, Frühgeburt und Totgeburt führen. Rund die Hälfte aller heroinabhängigen Schwangeren erleidet eine Frühgeburt!
Im Falle der Schwangerschaft sollte eine heroinsüchtige Frau möglichst sofort auf ein Substitut, zum Beispiel Methadon, umsteigen. Damit kann mit professioneller Hilfe der Wirkstofflevel möglichst gleichmäßig gehalten und auch gut verringert werden. Ein Komplettentzug würde beim Fötus zu Stresssymptomen und Entzugserscheinungen führen, die Schäden verursachen oder auch vorzeitige Wehen oder Totgeburt auslösen könnten.
Nach der Geburt zeigen Babys, die in der Schwangerschaft Heroin oder Substituten ausgesetzt waren, extreme Entzugserscheinungen wie Atemnot, Fieber, Krampfanfälle, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Schwierigkeiten beim Trinken und Durchfälle. Das Kind muss dann unbedingt für mehrere Wochen professionell stationär behandelt werden.
Wo finde ich Hilfe?
Wenn Sie planen, schwanger zu werden, sollten Sie möglichst vorher einen Entzug machen.
Auf unserer Website ist unter https://www.bundesstiftung-mutter-und-kind.de/antragstellung/ ein Link zur Suchmaschine auf DAJEB.de eingestellt, über den Sie auch Suchtberatungsstellen in Ihrer Nähe finden können. Dazu wählen Sie im DAJEB-Beratungsführer online im DropdownFeld den Beratungsschwerpunkt "Suchtberatung" aus und geben bei Postleitzahl die ersten drei Ziffern Ihrer Postleitzahl (Postleitbereich) ein.
Wenn Sie Drogen konsumieren und schwanger werden, kontaktieren Sie auf jeden Fall auch eine Ärztin oder einen Arzt und eine Hebamme. Diese unterliegen der Schweigepflicht. Sprechen Sie Ihre Sucht unbedingt an, denn jetzt können Sie noch viel für Ihr Baby tun! Eventuell kann Sie eine Familienhebamme durch die Schwangerschaft begleiten.
Die Folgen von Drogenkonsum bei Ihrem Kind zu vermeiden, erleichtert nicht nur dessen Leben, sondern auch Ihres.
Wenn aufhören schwer fällt - Wer kann helfen?
Die gesundheitlichen Folgen für das Kind von Alkohol- und Tabakkonsum in der Schwangerschaft sind vermeidbar, wenn Sie während der Schwangerschaft und der Stillzeit nicht rauchen und keinen Alkohol trinken. Schwangere Frauen können sich vom IRIS-Onlineberatungsprogramm beim Rauch- und Alkoholverzicht anonym und kostenlos unterstützen lassen.
Auch wenn viele Frauen wissen, dass Alkohol- und Tabakkonsum während der Schwangerschaft und Stillzeit erhebliche körperliche und psychische Folgen für das Kind haben können, fällt der Verzicht schwer. Genau da setzt das Programm an: IRIS hilft Frauen online dabei, in der Schwangerschaft - oder auch dauerhaft - auf Alkohol und/oder Zigaretten zu verzichten, um die Risiken für ihr Kind zu vermeiden.
Als Unterstützung auf dem Weg zum Rauch- und Alkoholverzicht stellt IRIS schwangeren Frauen unter www.iris-plattform.de verschiedene Module mit hilfreichen Informationen und Übungen zur Verfügung - nicht nur zum Thema Rauchen oder Alkohol, sondern auch zu Entspannungsmöglichkeiten, Ernährung und wohltuenden Aktivitäten in der Schwangerschaft. Bei Bedarf unterstützt auch eine Beraterin per E-Mail („E-Coach“).
Das Angebot ist anonym und kostenlos und kann bundesweit in Anspruch genommen werden. Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne Nachteile beendet werden.
Mitmachen können alle Schwangeren, die ohne eine Verhaltensänderung in der Schwangerschaft wahrscheinlich zumindest gelegentlich Alkohol und/oder Tabak konsumieren würden. Die Programmteilnahme ist sofort nach der Anmeldung möglich. Nicht geeignet ist das Programm, falls bereits eine körperliche Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten besteht. In diesen Fällen ist auch wegen der Auswirkungen der körperlichen Entzugserscheinungen auf den Fötus unbedingt medizinische Hilfe erforderlich!
Das IRIS-Programm wurde von der Universität Tübingen für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelt und wird von ihr im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert. Hier geht es zu weiteren Infos und zur Teilnahmemöglichkeit: iris-plattform.de.
Es gibt auch noch andere kostenfreie Unterstützungsangebote wie zum Beispiel https://www.rauch-frei.info/ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Bei Suchtproblemen können Sie sich an Suchtberatungsstellen in Ihrer Nähe wenden. Auf dieser Website ist auf der Unterseite „Antragstellung“ ein Link zur Suchmaschine auf DAJEB.de eingestellt, über den Sie auch Suchtberatungsstellen in Ihrer Nähe finden können. Dazu wählen Sie im DAJEB-Beratungsführer online im Dropdown-Feld den Beratungsschwerpunkt "Suchtberatung" aus und geben bei Postleitzahl die ersten drei Ziffern Ihrer Postleitzahl (Postleitbereich) ein. Wird keine Beratungsstelle gefunden, versuchen Sie es mit den ersten beiden Ziffern der Postleitzahl.
Über Suchtprobleme sollten Sie auf jeden Fall auch mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen sprechen, damit die Entwicklung Ihres Kindes gut begleitet werden kann. Auch Ihre Hebamme sollten Sie informieren. Diese Personen unterliegen der Schweigepflicht.
Was kann das Umfeld tun?
Alkoholverzicht in der Schwangerschaft sollte keine Aufgabe nur für die Schwangere sein. Wichtig ist ein gesamtgesellschaftliches Klima, in dem sich niemand für Alkoholverzicht rechtfertigen muss und keinen Alkohol aufgenötigt bekommt. Es gibt viele Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen keinen Alkohol zu sich nehmen wollen und sich dafür aber auch nicht öffentlich rechtfertigen möchten. Vielleicht sind sie trockene Alkoholiker oder trockene Alkoholikerinnen? Womöglich nehmen sie Medikamente ein, die sich nicht mit Alkohol vertragen. Vielleicht möchten sie einfach eine Zeit lang abstinent leben oder ihre Leber entlasten. Möglicherweise haben sie aber auch schlechte Erfahrungen mit Alkohol gemacht und möchten die nicht wiederholen. Was auch immer. Das Umfeld sollte weder nachfragen noch sich über die möglichen Gründe Gedanken machen. Und wenn jemand – auch in geselliger Runde – ein Glas Alkohol ablehnt, sollte man nicht insistieren, sondern einfach fragen, was man stattdessen anbieten darf.
Zu Situationen, in denen der Partner der Schwangeren heimlich deren Glas leert und dabei sich selbst durch übermäßigen Alkoholkonsum in Gefahr bringt, sollte es nicht kommen müssen. Das ist ein Trick, den viele schwangere Paare anwenden, wenn sie am Anfang der Schwangerschaft diese noch nicht bekanntgeben möchten.
Da bereits geringe Mengen Alkohol den Fötus schwer schädigen können, ist es wichtig, dass Schwangere vom gesamten Umfeld Unterstützung beim Alkoholverzicht erhalten. Also neben dem Partner auch durch die Familie, die Verwandtschaft, den Freundeskreis und Arbeitskolleginnen und -kollegen.
Alkoholverzicht macht aber auch schon Sinn, wenn der Kinderwunsch umgesetzt werden soll. Denn man weiß ja nie, wann es zu einer Befruchtung kommt, und wenn der Organismus nicht mit dem Abbau von Nervengiften beschäftigt ist, kann das auch das Schwangerwerden erleichtern (siehe auch https://www.familienplanung.de/risikofaktoren/).